Sonntag, Mai 21, 2006

Santiago Sierra

The Art of Anti-Globalisation


Ein Künstler, der an "die Grenze dessen geht, was Kuratoren zu ausstellen bereit sind - manchmal auch weit darüber hinaus". Ein unglaublicher Mann muss ich sagen, nach allem was ich gehört habe. Ein Kämpfer, ein Rebell, ein Anführer? Lässt mich alles schmunzeln.. Freut, freut!

Würde euch gerne einige seiner Aktionen vorstellen, die ihn so außergewöhnlich machen. Mit seinen Arbeiten versucht er die (versteckte) Maschinerie des Kapitalismus nicht nur zu
unterwerfen oder zu bekämpfen, sondern einfach nur aufzuzeigen, sie aufzudecken und uns somit die Hässliche Nacktheit unseres armseligen Seins zu präsentieren um uns zu zeigen - hey, das sind ECHTE Menschen, das ist das ECHTE Leben - und warum nutzen wir es nicht? warum vergeuden wir alles, was wir tun für Geld, welches uns kein Glück bringt.


Haus im Schlamm

Santiago Sierra - Haus im Schlamm
11.Februar bis 10.April 2005
Kestnergesellschaft Hannover
Goseriede 11, 30159 Hannover

Für diese "Kunstausstellung" hat sich Santiago Sierra was Besonders einfallen lassen. Die Räume im Erdgeschoss dieses Kunsthauses wurden komplett in Schlamm getaucht. Das es nicht nur ein "bisschen" Schlamm war, der sich leicht wegkriegen lässt, seht ihr hier:

Dieses Werk hier soll zeigen, dass sämtliche Arbeit zwecklos ist. Und nichts bringt. Eine andere Anführung war, dass er sich auf Hitler beruft, der damals um die Arbeitslosigkeit ein bisschen zu senken einen sinnlosen See ausgraben lies.

Natürlich wurde dort wie auch heute auf Maschinen verzichtet. Auch lies der Künstler die Arbeit nicht von 1-Euro-Jobbern erledigen. Der Sinn dahinter, wie auch im 2. Weltkrieg "Erwerbslose beschäftigen".
Dies erbarmungslose, offene und lebensechte Ausbeutungskritik gezeigt an diesem einfachen, aber durchaus wirkungsvollem Beispiel demonstriert mir wie interessant dieser Mann doch ist und wie gut mir seine Kunst gefällt.

"Er ließ Linien auf die Rücken von Arbeitslosen und drogenabhängigen Prostituierten tätowieren, mietete Personen an, stundenlang Lasten durch Galerieräume zu schleppen und entlohnte Asylbewerber dafür, als Ausstellungsstücke in Pappkartons zu hocken. Gegen Bares veranlasste Sierra Bedürftige am Rande der Gesellschaft dazu, unsinnige und demütigende Handlungen vor den konsternierten Augen des Kunstpublikums durchzuführen. In jüngerer Zeit weichen die aktionsbezogenen Projekte des Künstlers zusehends einer verstärkten Auseinandersetzung mit dem musealen Raum und dessen Störung auf unterschiedlichen Ebenen. Sierra selbst sagt über seine Arbeit: „Ich zeige etwas, das eben gerade nicht darauf zielt, Entspannung oder Freude auszulösen. Mir ist es ein Anliegen, dass die Realität durch die musealen Wände eindringt“."


Beeindruckend muss ich sagen und unglaublich interessant..


Dieser Künstler gehört definitiv zu einem der Radikalsten, Kritischsten der Gegenwart. "Er reproduziert die Ausbeutung der globalisierten Wirtschaft in einer Kunstgalerie - indem er beispielsweise Junkies einen Trip bezahlt, damit sich diese eine Linie über ihren Rücken tätowieren lassen, indem er einige schwarze Immigranten anheuert, Land als Kunstskulptur zu bearbeiten oder indem er ein Museum in Deutschland mit Schlamm füllt. Santiago Sierra ist davon überzeugt, dass die Welt der Kunst ebenso korrupt ist wie die Welt des Kapitalismus. (...) Es liegt nicht nur an seinem rigorosen Minimalismus oder an der Popularität des Anti-Kapitalismus unter den Kuratoren: Es gibt noch ein anderes Geheimnis..."


Linie von 250 cm Länge auf sechs bezahlte Personen tätowiert

Dezember 1999
Espacio Aglutinador, Havana
Schwarz-Weiß-Fotografie
Courtesy Galerie Peter Kilchmann, Zürich

Eine insgesamt 250 cm lange Linie auf den Rücken von 6 Männern, für 30 Euro pro Person, für ein Leben lang. Einige Jahre zuvor tätowierte er eine kleinere Linie auf den Rücken vier Prostituierter.




Santiago Sierra
und der Wert des Menschen
oder
die Macht des Geldes